23 Juni 2012

Rätsel zur "Herkunft von Redewendungen" mit Stefan und Sven am 23.06.2012

Die Autorin hat den Schneid zu ihrer Meinung zu stehen, dass die Leberwurst beleidigt ist, weil sie meist zuletzt gegessen wird!

Folgende Fragen gab's, die Hausmeister honorierten als korrekte Antwort allerdings nur die ihnen bekannten Auslegungen, vergaben jedoch reichlich "Kreativpunkte":

1) Einen Zahn/Zacken zulegen (höha, schnella und weita)
a) Die eine Herleitung kommt vom Zahnkranz des Handgashebels früherer motorisierter Transportmittel wie Autos und Flugzeugen. Den Zahn legte man zwecks Beschleunigung zu. In diesem Zusammenhang sagt man gern auch „der hat einen Affenzahn (wie ein wildes Tier) drauf".
b) Eine weitere Erklärung stammt aus dem Mittelalter von den Krallen der Stange eines Kesselhakens. Durch Tieferhängen des Topfs  um eine Kralle (Zahn oder Zacken) brachte man den Inhalt schneller zum Kochen.

2) Das ist mir Wurst (hessisch „Worscht“ für "es ist egal")
Kommt aus der Fleischerinnung. Das Tier wird zerlegt in Filet, Koteletts, Zunge etc. Die Teile der Tiere, die einzeln nicht verkauft werden, kommen als Mengengelage gemixt in Form von Wurst auf die Theke. Es ist gleichgültig, welche Tierteile der Wurst enthalten sind.

3) beleidigte Leberwurst (schmollende/gekränkte Person)
In der Medizin des Altertums und des Mittelalters galt die Leber als Sitz der Lebenssäfte und des Temperaments. Mit der Aussage, dass "jemandem eine Laus über die Leber gelaufen ist", meint man, dass sich derjenige über eine Nichtigkeit aufregt.

4) jemandem nicht das Wasser reichen können (unterlegen sein)
Bei „Königs“ wurde eher Wein als Wasser gereicht, Wasser brauchten sie mehr zum Händewaschen. Bei den Knechten gab es eine Rangordnung, nicht jeder durfte dem König das Wasser reichen.
Am 5.2.2011 war die Lösung der Hausmeister zur selben Frage:
Im Mittelalter aß man mit Fingern. Es gab eine hygienische Mindestanforderung. Nicht allen Knechten war diese Dienstleistung erlaubt

5) Einen Vogel haben/zeigen (nicht bei Verstand sein)
Im Mittelalter ging man davon aus, dass psychisch Kranke flatternde Vögel im Gehirn haben, die sich da bemerkbar machen. Mit Tippen des Zeigefingers an die Schläfe will man bedeuten, dass das Gegenüber nicht "richtig tickt". Diese strafrechtlich beleidigende Geste sieht man oft bei Autofahrern.

Underwolves - Bird Song

6) Verflixt und zugenäht (Fluch)
Verflixt ist die Steigerung von „verflucht bzw. verdammt“ Dieser Fluch stammt aus einem Studentenlied, in dem es heißt:
Ich habe eine Liebste, die ist wunderschön,
sie zeigt mir ihre Äpfelchen, da ist's um mich gescheh'n.
Doch als mir meine Liebste der Liebe Frucht gesteht,
da hab' ich meinen Hosenlatz verflucht und zugenäht.

7) etwas verbocken/den Bock geschossen haben (einen groben Fehler gemacht)
Bei den Wettbewerben der Schützenvereine erhält der schlechteste Schütze als Trostpreis einen Schafs-/Ziegen-Bock. Er hat also versagt und "den Bock geschossen".

8) Ich hab Bock (Lust haben)
Der Ausdruck stammt aus der Bettler/Gauner-Sprache Rotwelsch, die  "bokh" (Hunger) verwandten. Der Ausdruck ging später vor allem in die Umgangssprache der Jugendlichen ein.

9) stockbesoffen (total betrunken)
Das „stock“ in stockbesoffen ist ein „adjektivisches Präfixoid“ (wirkungsverstärkend). Es stammt von Wurzelstock einer Pflanze. Wenn dieser krank ist, leidet die Pflanze in ihrer Gesamtheit mit weitreichenden Folgen. Stock ist insofern eine verstärkende Vorsilbe für „völlig“.
Jochen bekam für seine originelle Assoziation einen Punkt: „Stock ist im Rebstock enthalten; derjenige ist so besoffen, als habe er den ganzen Weinstock getrunken“.
Ben hingegen wurde nicht belohnt mit ihrer Idee, dass jemand so viel trank, dass er steckensteif herumlag wie ein Stock.

10) sich aus dem Staube machen (abhauen)
Kommt aus dem Bereich der Kriegsführung. Bei seinen Schlachten hat das Militär so viel Staub aufgewirbelt, dass Desertierende sich heimlich durch diesen Staub von dannen bewegt haben. Man konnte sie nicht wegen Fahnenflucht verurteilen, weil sie sich auf diese Weise sehr geschickt "aus dem Staub machten".

11) Schnapszahl (wiederholte Ziffern wie z.B. 11, 22, 33, 111, 444...)
Eine mögliche Erklärung ist, dass man diese Zahlen aufgrund erhöhten Alkoholkonsums doppelt sieht.
Die Schnapszahlen wurden von den Skat- und Würfelspielern erfunden. Wenn jemand eine Schnapszahl erreicht, muss er seinen Mitspielern eine Runde Schnaps ausgeben.

12) Schwulitäten (ins Schwitzen kommen/ängstlich bzw. bange sein)
Plattdeutsch für „drückend heiß/schwül“. Bei einer solchen Wetterlage kommt man leicht in Schwulitäten. Nach allgemeinem Volksglauben ist der Schwule ein „warmer Bruder“.

Victor Davies - Brother

13) jemandem den „Schneid“ abkaufen (einschüchtern)
Das Wort klingt wie die Schneide eines Messers. Wer den Schneid besitzt, hat Tatkraft, ist forsch und entschlossen. Der stärkste Mann im Dorf trug damals an seinem Hut eine Hahnenfeder (Schneidfeder). Eine willensstarke Person kann dem „Dorfkönig“ durchaus den Schneid abkaufen. Es handelt sich also um eine beschönigende Redewendung, wenn man jemanden verängstigen will.
Der mit der Schneidfeder ist jedoch durchaus in der Lage, zu sagen „du kannst mir nicht den Schneid abkaufen“ (Du entmutigst mich nicht).

14) Steckenpferd (Hobby)
Früher haben die Kinder gerne mit einem Stab bzw. Stecken gespielt, der in ihrer Fantasie ein Pferd war (die Engländer sprechen von „Hobby-Horse“)

15) Schwänzen (die Schule/Vorlesung schwänzen)
Das mittelhochdeutsche Wort swenzen ("schwenken", "putzen", "zieren") ist an Schwanz angelehnt. Die Rute eines Hundes bewegt sich hin und her (im Gegensatz dazu sitzt man ruhig im Unterricht).
In der Bettler-/Gaunersprache Rotwelsch wurde es für „über Land/herumziehen, hin- und hergehen“ verwandt. Mit „Herumschwänzeln“ wird auch "bummeln" gemeint.

Unglaublich gute Sendung mit unglaublich guter Unterlege und unglaublich vielen Fragen sowie unglaublich kreativen Antworten des kleinen feinen Kreises der Rätselfreunde.

Die 8 Anrufer mit Schneid wurden wie folgt mit Punkten belohnt:

1) Matthias/Bad Homburg: 13 Punkte
2) Ben: 12 Punkte
3) @LaLeLu: 11 Punkte
4) Christiane: 6 Punkte
4) Dagi: 6 Punkte
6) Jochen: 4 Punkte
6) Matthias/Sachsenhausen: 4 Punkte
8) Niels-Björn: 3 Punkte

Wie versprochen werden an dieser Stelle noch die aktuellen Feste der Umgebung nachgereicht:

23.06. Sommerfest der  Praunheimer Werkstätten ...
23.06. 22. Spiel- und Sommerfest - SG Bornheim Grün-Weiß
23.06. Gemeindefest der Bethlehemkirche
22.06. - 25.06. Langener Ebbelwoifest
22.06. - 25.06. 45 Jahre Mainzer Johannisnacht
22.06. - 25.06. Kiedricher Rieslingfest • Kiedrich, Rheingau
29.06. A Tribute to U2 auf der Terrasse des Höchsters Schlosses

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