Und hier noch die Filmkritik unseres Kollegen Stephan K. (Xinemascope) vom 09.12.2010 zum damaligen (!) Kinostart :
Nowhere Boy (Start:
8.12.2010)
"Gestern, am 8. Dezember vor dreißig
Jahren wurde John Lennon in New York erschossen. Mit seinen Tod
zerbrach für viele Fans die langgehegte Hoffnung, dass die Beatles
doch noch mal als Band zusammenkommen würden. Jeder kennt die Lieder
der Beatles, kennt die Szenen mit den kreischenden und weinenden
Mädchen bei ihren Auftritten. Jeder kennt John, Paul, George und
Ringo als Stars. Kaum vorstellbar, dass sie normale Menschen mit
Ängsten und Problemen waren und sind. Doch wenn sie das nicht
gewesen wären, wie hätten Sie dann die einfühlsamen Songtexte
schreiben können, die auch heute noch berühren und mitreissen?
Zum 30.Todestag von John Lennon
startete gestern der Film „Nowhere Boy“. Das Spielfilmdebüt der
britische Konzept-Künstlerin und Fotografin Sam Taylor-Wood erzählt
von einer Zeit als John Lennon in Liverpool noch zur Schule ging und
anfing das Spiel der Gitarre zu erlernen. John lebte zu dieser Zeit
bei seiner strengen konservativen Tante Mimi, die ihn seit dem
Kleinkindalter aufgezogen hat. Erst als Jugendlicher entdeckt John,
dass seine Mutter gar nicht weit entfernt von ihm mit einem anderen
Mann lebt.
Seine Mutter Julia ist das Gegenteil
seiner Tante: Wild und ausgelassen, aber manchmal auch depressiv.
Durch den zeitlichen Abstand ist John für Julia mehr als ein Sohn.
Er weckt den jugendlichen Leichtsinn in ihr. Doch mit dem Finden
seiner Mutter ist Johns Kindheitstrauma des Verlassenwerdens nicht
überwunden. Warum hat Julia ihn kampflos Tante Mimi überlassen?
Wer angesichts der Profession von Sam
Taylor-Wood einen außergewöhnlich fotographierten oder inszenierten
Film erwartet, wird sich über die konventionelle Erzählweise des
Films vielleicht wundern. Sam Taylor Wood und John Lennons Witwe Yoko
Ono, die den Film unterstützte, wagen bei „Nowhere Boy“ keine
Experimente.
Trotzdem ist der Film ein bewegendes
Portrait des jungen John Lennon, der überzeugend von Aaron Johnson
verkörpert wird. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden in den
50er Jahren, die auch funktioniert wenn sie bei John Lennon nicht in
seine große Karriere gemündet hätte. Der internationale Verband
der Filmkunsttheater verlieh daher dem Film „Nowhere Boy“ beim
Filmfest Hamburg den „Art Cinema Award“."
1 Kommentar:
Zutreffende Kritik, Stephan!
Der Film war beeindruckend und das nachfolgende Konzert aus 1972 auch. John Lennon hat mir damals nicht allzuviel Respekt eingeflößt, dafür war ich großer Stevie Wonder-Fan. Nach der gestrigen Betrachtung, mit dem Abstand und dem Dazulernen, sah ich alles in einem etwas anderen Licht. Aber auch gestern haben wir – genau wie damals – über die Singerei der von uns als hässlich empfundenen Yoko Ono gelacht, obwohl wir dieser großen Künstlerin heute in jeder Beziehung Abbite tun.
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