19 Mai 2012

Rätsel zur "Herkunft von Redewendungen" mit Sven und Tomas am 18.05.2012

Jetzt schon im Kalender anzukreuzen sind folgende Termine (Stichwort "Wichtiges zuerst"):

  • 06.06.2012 - Radio-X-Party wegen 14,7 Jahren Radio X
  • 25.08.2012 - live auf dem MUF
    10 Uhr: xpreszo
    11 bis 13 Uhr: Rätsel mit Hausmeistern


Und das waren die heutigen Fragen und Erklärungsversuche:

1) Hot Dog
Im 19. Jahrhundert waren in den USA die deutschen Hunde sehr beliebt (besonders die kurzbeinigen Dackel). Die Menschen nannten die Würste nach dem Aussehen dieser Hunde (Wiener Dog, Frankfurt Dog,  Sausage Dog - Wursthund). Irgendwann ist der Begriff vom Hund wieder abgefallen und bei der Wurst gelandet.

2) jemanden Hänseln
Im Mittelalter war die Hanse eine Vereinigung niederdeutscher Kaufleute. Bei deren Aufnahmeprüfungen gab es üble Mutproben, mit denen man in die Hanse-Gemeinschaft aufgenommen wurde.

3) Jackpot
Vom Draw Poker. „Jack“ nennt man die Buben. Wenn der eröffnende Spieler 2 Buben hat, erhält er den „Topf“ mit dem kompletten Einsatzgeld.

4) Kater (nach einem Besäufnis)
Margarethe konnte sich vorstellen, dass es eine abgewandelte alkohollastische Aussprache vom Wort Katarrh sein könnte. Tatsächlich stand früher der medizinischen Ausdruck „Katarrh“, den man früher für alle Arten von Unwohlsein gebraucht hat (Haarspitzenkatarrh, die Kopfschmerzen gehen bis in die Haarspitzen). Studenten aus Sachsen machten aus dem Katarrh einen Kater (s.a. Muskelkater).

5) Unter aller Kanone
Margarethe leitete völlig zu Recht ab, dass diese Übersetzung von der Formulierung "sub omni canone" (lateinisch unterhalb jeden Maßstabes) aus dem lustigen Studentenleben stammt. Eine Leistungsbewertung, der Kanon, war die Richtschnur.

6) Kastanien aus dem Feuer holen
Auf Französisch heißt das Sprichwort “tirer les marrons du feu”.
Die Redewendung geht auf die Fabel “Der Affe und der Kater” des französischen Dichters Jean de la Fontaine zurück, in der Affe Bertrand und Kater Raton zusammen am Kamin sitzen. Bertrand sieht, dass die im Feuer gerösteten Kastanien gar sind und überredet Raton, die Kastanien aus der Glut zu fischen. Als Bertrand Raton verspricht, die leckeren Maronen mit ihm zu teilen, lässt sich der Kater überreden, die Kastanien aus dem Feuer zu holen – und verbrennt sich dabei die Pfoten, die er zur Schmerzlinderung eine ganze Weile reiben/lecken muss. Währenddessen futtert der Affe Bertrand sämtliche Kastanien alleine auf.

7) Etwas passt mir nicht in den Kram
Kram von der Kräme. Es passte etwas nicht in das Sortiment des Krämers (Kramladen).

8) Durch den Kakao ziehen
Eine feinere Umschreibung (Euphemismus wie z.B. auch Scheibe) für etwas/jemanden, den man „durchs Braune“ ziehen wollte.

Kaffeepause mit "Gib mir Musik" von Edo Zanki (1984)

9) Schabernack
Ben assoziierte damit „den Schalk im Nacken“. Die Wortherkunft des „übermütigen Streichs“ ist nicht geklärt. Die Hausmeister vergaben Kreativpunkte.

10) Die Katze im Sack kaufen
Auf Märkten wurden Tiere verkauft (wie z.B. kleine Schweine oder Hasen) und in einen Sack gestopft. Betrügerische Händler packten gerne mal eine Straßenkatze statt des wertvollen Tiers in den Sack. Besser war, man schaute nochmal in den Sack, bevor man mit dem Erwerb nach Hause ging.

11) Die Kirche im Dorf lassen
Der Begriff „Kirche“ wurde für die ganze Gemeinde verwendet und nicht nur für das Gebäude. Früher zogen die Prozessionen der katholischen Gemeinde zuweilen um das ganze Dorf. Wenn man diese Prozession das nächste Mal ein wenig kleiner machen wollte, sagte man: Lassen wir doch die Kirche im Dorf (damit ist gemeint, dass man etwas nicht aufblähen/übertreiben sollte).

12) Klappe zu, Affe tot
Im 19. Jahrhundert gab es einen Zirkus in Berlin, der im Eingangsbereich einen Affenkäfig hatte. Als die Klappe eines Tages zu war, vermuteten die Berliner, dass der Affe tot ist. Der Ausdruck wird besonders von der Berliner Schnauze immer wieder gern verwandt (z.B. vom Boxer Graciano Rocchigiani: "Jegner am Boden, juted Jefühl“).

13) Krokodilstränen
Krokodile weinen nicht, sie haben lediglich eine Drüse im Auge, mit der sie eine antibakterielle Flüssigkeit ausscheiden, die das Auge schützt. Nachdem sie aus dem Tümpel auftauchen verdrücken sie also eine Träne, die keinesfalls etwas mit Weinen zu tun hat.

14) Mit Kind und Kegel
Marcel gab die richtige Antwort. Es bedeutet „alle zusammen“, also die Kinder und die unehelichen Kinder (Kegel).

15) dich hat man wohl mit dem Klammerbeutel gepudert (du bist nicht bei Verstand)
Nach einem Bad sind die Babys gepudert worden. Wenn die Mutter versehentlich statt des Beutels mit der Puderquaste den Beutel mit den Wäscheklammern abklopfte, haben die Schläge auf den Kopf möglicherweise eine geistige Macke des Babys verursacht.
Tomas fügte den ihm bekannten Plattentext hinzu: „…man hat als Baby dich zu heiß gebadet, und das hat deinem weichen Keks geschadet, so richtig lullilullilulli siehst du aus und wenn du sprichst, da kommt nur ballaballa raus“.

16) Mit jemandem anderen ist nicht gut Kirschen essen
Bis ins 18. Jahrhundert waren Kirschen sehr selten (z.B. nur in Klostergärten oder bei reichen Adeligen). Die achteten dann peinlich genau darauf, dass die Kirschen auch untereinander aufgegessen wurden. Unerwünschte Gäste wurden mit Kirschkernen bespuckt. Mit der feinen Gesellschaft wurde aus Sicht er Bespuckten einfach nicht gut Kirschen essen.

17) Das geht dich einen feuchten Kehricht an
Beim Kehricht handelt es sich um den feuchten Rückstand vom „Kehren“ im Stall. Gemeint ist: „es geht Dich nen Scheißdreck an, also es hat Dich so wenig zu interessieren wie das, was da auf der Kehrschaufel liegt“.

18) Etwas auf dem Kerbholz haben
Ben wusste, dass es eine frühe Form der Schulden-Buchhaltung war. Auf einem Holzstück wurden rechts und links Kerben für die Höhe der Schulden eingeritzt. Dann wurde das Holz auseinandergebrochen. Beim Schuldenabtragen wurden die Hölzer wieder zusammengeführt (damit nicht betrogen werden konnte).

19) Es geht auf keine Kuhhaut
Früher glaubte man, dass der Teufel die Sünden eines jeden Menschens auf ein großes Papier (Tier-/Kuhhaut) notierte, die einem dann auf dem Sterbebett damit vorgehalten wurden. Manch einer hatte so viele Sünden, so dass sie gar nicht alle auf eine Tierhaut passten.

20) auf Krawall gebürstet
Der Begriff Krawall stammt vom eingedeutschten Wort „Charivari „ (Radau, Lärm, Krach, Katzenjammer). Wenn man Katzen gegen den Strich bürstet, empfinden sie das als unangenehm und werden sauer. Wenn man das eine Weile macht, bürstet man die Katze auf Krawall, bis diese Katzenmusik macht.

Kaffeepause mit „Land of Confusion„ von der Band KATZENJAMMER (2011, Cover des Genesis-Songs aus 1986)

21) auf den Keks gehen
Keks wird als Synonym für den Kopf gebracht. Wenn man einen weichen Keks hat, also nicht ganz bei Sinnen ist, geht das "einigen Leuten auf den Geist".
Die Sprüche mit dem Keks entstanden im Umfeld von zwei populären TV-Serien aus den 60ern/70ern („Tennisschläger und Kanonen“ sowie „die Zwei“). 

22) die streiten sich wie die Kesselflicker
Die Kesselflicker (Kessel wurden üblicherweise vom seriösen Schmied repariert) gehörten wie die Brunnenputzer zum fahrenden Volk, denen viel Schlechtes (prügeln/streiten/betrügen) unterstellt wurde.

23) arm wie eine Kirchenmaus
Die Mäuse, die in Kirchen leben (und sich von Hautschuppen der Menschen sowie deren Mitbringsel aus herausfallenden Manteltaschen etc. leben), sind nicht so reich wie die Mäuse, die in den Vorratskammern/Scheuern der Menschen leben.

24) einen Korb bekommen
Im Mittelalter fanden Annäherungsversuche im Schutze der Dunkelheit statt. In der kürzeren Vergangenheit wurde gerne „gefensterlt“ (durch Anstellen einer Leiter). Früher konnten die Damen ihre Freier in einem Korb hochziehen (vermutlich mit Flaschenzug). Wenn die Umworbenen mal keine Laune hatten, ließen sie die Männer aber auch mal im Korb auf halber Höhe hängen.

25) Alter Knacker
Der Begriff stammt von den Spinnwebern (Flachs- und Leinspinner). Damit alle Spulen zum Abrechnen gleich viel Garn enthielten, hatte die „Haspel“ ein Zählwerk, das nach einer bestimmten Länge einmal knackte. Durch das Zählen des "Geknackes" wurde die Länge bestimmt. Da der Großvater keine schweren Feldarbeiten mehr ausführen konnte, wurde „der alte Knacker“ mit dem Horchen des Knackens beauftragt. Dabei konnte er sich durchaus auch mal „verhaspeln“.

Punktenotation:

  1. Thorsten/@LaLeLu (dessen Laden blockiert ist): 23 Punkte
  2. Frank/Sindlingen: 19 Punkte
  3. Ben: 15 Punkte
  4. Matthias/Bad Homburg: 6 Punkte
  5. Dagi: 5 Punkte
  6. Margarethe: 4 Punkte
  7. Marcel 2 Punkte
    Matthias/Rate-Römer: 2 Punkte
    Tomas 2 Punkte
  8. 10) Koffi: 0

MK ‏@Koffi69: "@hausmeistah Ich habe auch gewonnen: An Erfahrung !"

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