07 Juli 2012

Rätsel zur Herkunft von Redewendungen mit Sven und Tomas am 07.07.2012

Diese Schäferin verleitet zu sommerlichen Vergnügungen,
aber erstmal kommt die Arbeit ... 

Die Redewendung „Bloody well right” ist vermutlich von Supertramp (hier live aus der Festhalle 2010) in die Welt gesetzt worden.

Für einen „blutigen Volltreffer“ zur Herkunft von Redewendungen erhalten Mitspieler, die sich mittels Twitter und Telefon beteiligen, einen Punkt. Diejenigen, die sich ans Telefon wagen (069 299 71211), eine mögliche Deutung formulieren und das Risiko auf sich nehmen, auf weitere Rückfragen der Hausmeister reagieren zu müssen, verdienen sich zusätzlich einen Anruf-(Mut-)punkt. Da haben die Twitterer das Nachsehen, sind dafür aber stressfreier.

Heute lernten wir Hintergründe zu folgenden Redensarten:

- Das ist ein Underdog
Bei einem Außenseiter spricht man auch vom „unterlegenen Hund“.
So ist das, wenn Hunde miteinander kämpfen und einer mit Unterlegenheitsgeste aufgibt, indem er sich auf den Rücken legt und die schwache Bauchseite und Kehle zeigt. Das dominantere Tier lässt aufgrund seiner angeborenen sozialen Beißhemmung, die das Rudel funktional erhält, vom schwächeren Gegner ab.
Unter den Menschen wird Außenseitern auch „Welpenschutz“ eingeräumt, wenn der Underdog nicht aggressiv, sondern nur einfältig daherkommt.
Im englischen Sprachraum waren Hundekämpfe sehr populär, seit dieser Zeit ist der Begriff in die Umgangssprache eingegangen.

- Der ist noch völlig unbescholten!
Wenn ein Mensch einen untadeligen Ruf hat, nennen wir ihn „unbescholten“.
Im Mittelalter konnte man - wenn man über jemanden richtig verärgert war - seine Verachtung deutlich machen, indem man einen Brief mit den Vorwürfen verfasste. Dieses Schriftstück konnte man öffentlich anschlagen lassen, es nannte sich „der Scheltbrief“. Wer hierdurch öffentlich beschuldigt wurde, galt als bescholten, so lange bis in einem öffentlichen Gerichtsverfahren die Unschuld bewiesen wurde. Erst danach galt die Person wieder als „unbescholten“.
Für alle, die den Begriff in ihren eigenen Sprachbegriff aufnehmen wollen, hier die von Tomas nachgeschlagene Konjugation von Schelten (ausgehend von der Bedeutung 'laut verkündigen, proklamieren):
Sg. 2. Pers.: du schiltst, du scheltest, du wirst gescholten, du werdest gescholten, du bist gescholten, du seiest gescholten, du seist gescholten.
Oh Odin, I await thee !

- Da kann man sich schnell mal verhaspeln
Sagt man, wenn sich jemand aufgrund nachvollziehbarer Monotonie verzählt.
Am 18.05.2012 wurde diese Frage im Zusammenhang mit „Alter Knacker“ schon mal aufgegriffen:
Fast Rewind: „Der Begriff stammt von den Spinnwebern (Flachs- und Leinspinner). Damit alle Spulen zum Abrechnen gleich viel Garn enthielten, hatte die „Haspel“ ein Zählwerk, das nach einer bestimmten Länge einmal knackte. Durch das Zählen des "Geknackes" wurde die Länge bestimmt. Da der Großvater keine schweren Feldarbeiten mehr ausführen konnte, wurde „der alte Knacker“ mit dem Horchen des Knackens beauftragt. Dabei konnte er sich durchaus auch mal verhaspeln.“
Geklärt wurde heute: Eine Haspel (eine Art Drehkreuz) ist eine Halterung, auf der man etwas Fadenähnliches aufwickeln kann. Wenn man sich dabei vertut (was bei eintönigen Arbeiten schnell geschehen kann), geht es kaputt und lässt sich später nicht mehr so richtig verwenden.

- Jetzt müssen wir aber auf die Tube drücken
sagen die Hausmeister häufig gegen Ende der Sendung, wenn die Zeit abläuft und sie „Gas geben müssen“, um die letzte Antwort zu verkünden und die Punktenotation vorzulesen.
Justus äußerte auf den Tipp von Sven, dass es vom angelsächsischen Begriff „Röhre“ kommt, folgende Vermutung:
„Ein seltener Fall, wo wir eine Ungleichmäßigkeit (Zeitsprünge) beobachten können. Hier ahnt die Menschheit voraus, dass für YouTube größere Bandbreiten benötigt werden würden. Deshalb wurde auf die Entwicklung gedrückt, damit YouTube störungsfrei läuft und daraus ging das "auf die Tube drücken" hervor. Beweis mal einer das Gegenteil!“. Das muss doch einen Kreativpunkt geben!
Bei der Übersetzung Röhre dachten einige auch an das Verkehrsmittel, nämlich die Londoner U-Bahn, die „The Tube“ genannt wird, weil sie in röhrenförmigen Tunneln fährt.
Korrekte Antwort war jedoch, dass man im englischen im Verbrennungsmotor des Autos beim Vergaserdurchlass von „Choke Tube“ spricht. Damit ist der Gaskolbenhebel gemeint, den man zur Beschleunigung benötigt. 

- auf Tuchfühlung gehen
Wird verwendet bei leichter körperlicher Kontaktaufnahme, oft in der Absicht, sich jemandem erotisch zu nähern.
Matthias dachte dabei an die Wäschefrauen, die sich beim gemeinsamen Zusammenlegen der großen Bettlaken näher kamen. Sven half bei der Antwortsuche, dass es jedoch eine reine Männersache ist.
Justus war daraufhin klar, dass der Krieg der Vater aller Dinge ist. Als Napoleons Soldaten in dichten Nebel gerieten, sind die Gegner soweit aufeinander zugegangen, dass sie den Uniformrock des jeweils anderen erfühlen konnte.
Durch Tomas‘ Verständnis (im Gänsemarsch hintereinander hermarschierend) kam Justus auf die korrekte Antwort, dass der Ausspruch auf Preußens Aufstellung in Reih und Glied herrührt, in der man quasi den Rockzipfel (ein anderes Wort für Stoff ist Tuch) des anderen in der Hand hatte.


- etwas auf‘s Tapet (Tablett/Trapez) bringen
Wird verwendet, wenn ein Thema so wichtig erscheint, dass man es ausführlicher besprechen möchte.
Tapet geht auf das lateinische Wort tapes bzw. tapetium zurück, was Decke oder Teppich bedeutet (Wandteppich = Tapete).
Frank dachte dabei an das grüne Tuch der Billardtische und erhielt dafür 2 Punkte.
Sven erläuterte im Detail: Der Begriff ist seit dem 17ten Jahrhundert beliebt. Früher wurden die Tische von Sitzungsräumen mit einem grünen Filz ausgelegt. Insofern wurde in den Versammlungen entscheidungsgewaltiger Herren etwas „auf dem Teppich ausgebreitet“ bzw. "am grünen Tisch entschieden".

- Das ist starker Tobak
Dieser Aussprich wird verwandt, wenn etwas unerhört erscheint und kontrovers diskutiert wird.
Katrin assoziierte starken Tobak mit Rauch, bei dem dicke Luft entsteht.
Justus versuchte es wieder mit den Soldaten, die nicht nur rauchten, sondern auch schnupften. War die Prise Knaster zu stark, sprach man von „starkem Tobak“.
Dagi hatte Wilhelm Busch in Erinnerung, der das Wort Tobak oft verwandte. Zu stark war jedenfalls der Tobak in Lehrer Lempels Pfeifchen, das sich nach Applikation eines Pülverchens von Max und Moritz zu Sprengstoff verwandelte.
Tatsächlich soll die Wendung "starker Tobak" aus einer alten Erzählung von der Begegnung eines Jägers mit dem Teufel stammen. Der Teufel kannte die Flinte des Jägers nicht und erhielt auf Nachfrage die Antwort, es würde sich um eine Tabakspfeife handeln, die er gerne mal probieren dürfe. Auf dieses Angebot erhielt der Teufel eine feurige Ladung Schrot ins Gesicht.

- Du kommst in Teufels Küche
ist eine Empfehlung, etwas zu unterlassen, bevor Unheil geschieht.
In der Vorstellung des Mittelalters war die Hölle des Teufels Küche. Da wurden nicht nur die armen Sünder bestraft, sondern befanden sich auch die Hexen und Zauberer, die dort die Zaubertränke zusammenbrauten (der Cateringbereich des Teufels sozusagen).

- Mal den Teufel nicht an die Wand
Mahnt man jemand, der eine düstere Vorahnung hat, das Unglück besser nicht herbeizurufen (selbsterfüllende Prophezeiung)
Der Spruch resultiert vom mittelalterlichen Volksglauben, dass man den Teufel allein schon durch Erwähnung und gar durch ein Bildnis anlockt. „Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt“.
Frank dachte dabei an Martin Luther, der bei seiner Bibelübersetzung (aus Verzweiflung oder übermäßigem Alkoholgenuss?) ein Tintenfass an die Wand schmiss (teuflisch, wurde danach aber mehrfach reproduziert). Das war auch Tomas‘ erster Gedanke, der jetzt nochmal ausholte mit „neulich stritt ich mit Herrn Luther um ein Stückchen Kräuterbutter, was ja auch kein Wunder war, weil es aus dem Reformhaus war“.

- Jemand hat nicht alle Tassen im Schrank
sagt man über jemanden, der geistig verwirrt ist.
Das jiddische Wort „toshia“ bedeutet Verstand, ganz einfach, die Lösung!
Tomas bestellte Küche nach seinem Umzug wird erst Mittwoch geliefert, dann sind seine Tassen wieder im Schrank! Aha!

Shirley Bassey - Goldfinger zur Halbzeit-Pause.
Für die Rätsel mit Hausmeistern braucht man nicht den goldenen Schuss, sondern einfach nur Spaß am Mitdenken und Mitbabbeln.

- jemand benimmt sich „wie von der Tarantel gestochen“,
weil ein Mensch durch eine plötzliche, überraschende Überreaktion bzw. (Kurzschluss-)Handlung auffällt
Der Biss einer Tarantel ist für Menschen nicht lebensgefährlich, kann aber gewisse unangenehme Folgen haben. Früher glaubte man, dass man das Gift, das man durch den Biss erhielt, ausschwitzen kann. Um es ausschwitzen zu können, riet man den Gebissenen, sich hektisch zu bewegen oder zu tanzen. Tarantella ist ein süditalienischer Volkstanz, der sich von den heimischen Spinnen „Tarantula“ oder „Lycosa Tarentula“ herleitet. „Tarantella“ bedeutet demnach „kleine Tarantula“

- Jetzt haue ich in den Sack
Sprich: ich mach jetzt Feierabend (Schluss mit der Arbeit und rein ins Vergnügen)
Die Maurer packten vor Feierabend alle Werkzeuge in einen Leinensack und zogen damit von dannen. Auch andere Handwerker oder allgemein Reisende transportierten ihre Utensilien auf diese Weise, wenn sie einen Ort verließen. Berühmt geworden ist die Redewendung erst 1918, als Kaiser Wilhelm abdankte und an Rhein und Ruhr gesungen wurde: "Oh Tannebaum, oh Tannebaum, der Kaiser hat in‘nen Sack gehauen. Er kauft sich einen Henkelmann und fängt bei Krupp als Schlosser an."

- Schäferstündchen
Tomas wollte schon Shakerstündchen twittern, trifft auch zu für herumalbern/flirten. Wenn zwei Menschen ein Schäferstündchen halten, dann entfliehen sie für kurze Zeit dem Alltag
Frank wusste, dass die Redewendung mit den romantisierenden Bildmotiven aus dem 18ten Jahrhundert zu tun hat, in denen das Landleben wohlwollend dargestellt wurde. „Der Schäfer brauchte immer mal eine erfrischende Pause, bevorzugt mit der Nachbarsschäferin, bevor er sich wieder um die echten Schäfchen kümmerte“.

The Undertones - My perfect Cousin


- Das geht mir aber gegen den Strich
Damit meint man, dass einem etwas unangenehm ist bzw. etwas nicht zur persönlichen Auffassung passt..
Die Antwort nach der Herkunft ist ganz einfach. Tieren ist es unangenehm, wenn man ihr Fell entgegen Wuchsrichtung bürstet. Wir lernten bei einer anderen Rätselsendung: Wenn man das eine Weile bei Katzen macht, bürstet man diese auf Krawall, bis sie „Katzenmusik“ macht.

- Das ist doch ein abgekartetes Spiel!
Verschwörungstheoretiker sprechen gerne vom „Spiel“, bei dem der Ausgang bereits im Voraus manipuliert wurde.
Der Ausspruch stammt tatsächlich von Charta (Vertrag), bei dem es geheime Absprachen gab, die nicht in die Öffentlichkeit gelangten.
Tomas dachte - wie viele sich meldende Hörer - an ein Kartenspiel, bei dem Karten „gezinkt/markiert“ waren oder die Gegenspieler sich in unsportlicher Weise (z.B. durch Zublinzeln, Fußtritte unter dem Tisch oder vermeintliche Überlegung) Tipps gaben.
Diether Krebs und Iris Berben zeigen Szenen aus dem wahren Leben


- Du alter Schwede
sagt man bewundernd über sein Gegenüber, zu einem Kameraden bzw. alten Freund.
Stammt aus dem 30jährigen Krieg, als erfahrene schwedische Offiziere als Ausbilder in Deutschland für ihren „fürtrefflichen Drill“ bekannt waren. Im Rotwelschen ist der "alte Schwäder" ein betrunkener Saufbruder.

- man ist aus dem Schneider
wenn die Schuldenlast nicht mehr drückt bzw. man aus dem roten Bereich herauskommt (wieder schwarze Zahlen schreibt).
Die unterbezahlten Schneider waren oft keine imposante Erscheinung, schon weil sie sich das Essen kaum leisten konnten. Die schwächlichen Söhne einer Familie machten oft eine Schneiderlehre, weil sie zur kräftigen Landwirtschaftsarbeit nicht taugten. Eine früher weit verbreitete Lästerei über die Schneider lautete: „Ein Schneider wiegt nicht mehr als 30 Lot“ (ca. 450 g). Diese 30 Lot sind in die Alltagssprache eingegangen, so dass man auch beim im 20ten Jahrhundert so beliebten deutschen Kartenspiel Skat aus dem Schneider ist, wenn man mehr als 30 Punkte errungen hat, also mindestens 31. Früher waren Frauen "aus dem Schneider", wenn sie über dreißig, selbständig und nicht vom Lohn eines Ehemannes abhängig waren.

- man hält eine Rede „aus den Stegreif“
weil man spontan handelt, ohne Vorbereitung und aus der Situation heraus
Der Steigbügel hieß früher Stehgreif (stigreip), man muss also vom Pferd nicht absteigen, um für das Volk etwas zu verkünden.

- Da brat mir einer einen Storch
ist der verwunderte (meist auch zugleich ärgerliche) Ausspruch, wenn etwas völlig unglaublich scheint oder unerhört neu ist (ehe man einen solchen Vogel brät oder isst, muss schon etwas ganz Besonderes geschehen)
Der Satz gehört zu den „schrägen Formulierungen“ aus den 70er Jahren, die von den Synchronsprechern der Serie „Die 2„ verwandt wurden (ich glaub, mich knutscht ein Elch, mein Schwein pfeift, mein Hund spielt Halma, der Hamster bohnert). Tatsächlich wurde der Storch (neben Fledermäusen und Reihern) bereits im dritten Buch Mose Kapital 11 erwähnt. Das Fleisch galt als weitgehend ungenießbar und sollte daher nicht gegessen werden.


Relativ niedrige Beteiligung heute! Ist das etwa eine Auswirkung der gerade begonnenen Schulferien?
Sollte die Familie von Niels-Björn, aber auch Ben verreist sein? Obwohl….. Katrin war ja mit uns. Und @LaLeLu wurde vermutlich von Meister Stefans Schlüsselnachbestellung aufgehalten.

Wir gratulieren jedenfalls allen 9 Mitspielern und überreichen folgende Punkte:

1) Matthias/Bad Homburg: 20 Punkte
2) Frank/Sindlingen:19 Punkte
2) Christiane: 8 Punkte
4) Katrin: 8 Punkte
5) Dagi: 6 Punkte
6) @Ubiqitäres Genuschel: 5 Punkte
7) Justus/Eckenheim: 4 Punkte
8) @Meistah Marcus: 2 Punkte
9) @Koffi: 1 Punkt

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

isch war im ulaubb

lalelu2007de hat gesagt…

isch waa im ullaub

Stefan hat gesagt…

Kann ich bestätigen. Zumindest deckt sich das mit der Aussage deines Herrn Vater, den Du alloans im Laden zurückgelassen hast :-)